| Landeskirche

Papier ist passé

Die erste Landessynode Deutschlands steigt komplett auf Elektronik um

EMH/Gottfried Stoppel

Stuttgart. Anträge, Tagesordnungen, Dokumentationen, Stellungnahmen - Parlamentsarbeit bringt eine ungeheure Menge an Papier hervor. Das gilt auch für ein "Kirchenparlament", die Landessynode. In Württembergs evangelischer Kirche kamen in der Vergangenheit jährlich bis zu 300.000 Seiten zusammen, die für die drei Synodaltagungen an die Kirchenparlamentarier, den Oberkirchenrat und viele weitere Beteiligte verschickt werden mussten. Zusätzliches Papier entstand in den rund 80 Ausschusssitzungen. In diesen Tagen endet im Südwesten die Ära des Gedruckten: Württembergs Synodale arbeiten nur noch mit Bildschirmen. 

Okologische Gründe haben den Anstoß gegeben, sagt Pia Marquardt, Leiterin der Geschäftsstelle der Landessynode in Stuttgart. Das neue Internetportal für die Synodalen mache zudem viele Arbeitsgänge überflüssig - vom Kopieren über den aufwendigen Versand in Paketen bis hin zur Ablage in den heimischen Arbeitszimmern der Synodalen. Jedes Dokument befindet sich nun im Netz und lässt sich sekundenschnell auf den PC oder einen handlichen Tablet-Computer laden. 

Als Starthilfe konnten die 98 Synodalen bereits vor einem Jahr aus drei Gerätetypen eines auswählen, mit dem sie künftig arbeiten wollen. In den vergangenen Monaten hat eine kleine Arbeitsgruppe am System gefeilt und es optimiert. Beispielsweise gibt es nun einen gemeinsamen Terminkalender. Klickt man etwa auf die nächste Sitzung des Rechtsausschusses, öffnet sich sofort eine Liste mit allen Dokumenten, die für die Beratungen erforderlich sind. Auch diese Dokumente werden durch Anklicken geladen. 

Dieter Abrell, EDV-Spezialist bei der Landeskirche und Synodaler des Gesprächskreises "Lebendige Gemeinde", ist vom neuen System begeistert. Er benötigt viele Texte nicht nur während der Sitzungen des "Kirchenparlaments", sondern auch in Ausschüssen, zur Vorbereitung zu Hause oder bei Terminen in seinem Kirchenbezirk. Nun müsse er keinen schweren Rucksack mit Papieren mehr schleppen, sagt er. Zudem seien die Dokumente immer auf dem neuesten Stand, weil sie aktuell synchronisiert werden. 

EMH/Jens Schmitt

Den größten Nachteil in der Umstellung sieht EDV-Experte Abrell darin, dass er nun noch mehr Zeit an Bildschirmen verbringen wird. Papiervorlagen auf dem Sofa lesen und anstreichen sei eben etwas anderes als das Klicken oder Antippen von Verknüpfungen auf einem Computer. Auch bei der Wahl von Sitzungsräumen werde man künftig eingeschränkt sein: Zur vollen Arbeitsfähigkeit muss der Raum über einen drahtlosen Internetzugang verfügen. 

Martin Plümicke, Informatikprofessor und Synodaler der "Offenen Kirche", lobt am neuen System die zusätzliche Transparenz. Künftig haben alle Kirchenparlamentarier blitzschnellen Zugang zu allen Dokumenten - auch aus Ausschüssen, denen sie selbst nicht angehören. Begeistert ist Plümicke zudem von einer integrierten Plattform, auf der jeder der vier synodalen Gesprächskreis intern kirchenpolitisch arbeiten und beispielsweise Anträge vorbereiten kann. Habe früher ein Einzelner alle per E-Mail eingehende Änderungswünsche in eine Dokument einflicken müssen, so könnten das die Gesprächskreismitglieder jetzt selbst tun. Das spare allen Zeit. 

In einem nächsten Schritt soll das System eine Volltext- und Schlagwortsuche bekommen. So erfahren die Synodalen in Sekundenschnelle, wann beispielsweise in den zurückliegenden Jahren über Flüchtlinge geredet und was konkret zur Verbesserung ihrer Situation beschlossen wurde. 

Gibt es künftig überhaupt kein Papier mehr? Als einzige Ausnahme bekommen die Synodalen weiterhin den 730 Seiten dicken landeskirchlichen Haushalt und den knapp 160 Seiten umfassenden Vorbericht zugeschickt. Außerdem sollen Gäste der Synodaltagungen den Beratungen durch ausgedruckte Unterlagen besser folgen können. Und auch für Journalisten, die neben den digitalen Versionen der Unterlagen auch die Papierform möchten, steht sie weiterhin zur Verfügung.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd), Markus Mockler


Mehr News

  • Datum: 18.05.2024

    Pfingsten steht für Hoffnung und Begeisterung

    Pfingstimpuls von Dan Peter - Sprecher der Landeskirche. Der Ausdruck für etwas „Feuer und Flamme“ zu sein aus der Pfingstgeschichte der Bibel hat sich bis heute erhalten. Hoffnung statt Untergangsrhetorik, dafür steht das Pfingstfest.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.05.2024

    TV-Tipp: Mamas Stimme überlebt

    Mütter und Väter, die unheilbar krank sind, haben häufig den Wunsch, ihren Kindern etwas Persönliches zu hinterlassen. Mit einem Familienhörbuch ist das möglich. Was ist das? Und wie geht das? Darüber spricht Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb mit ihren Gästen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.05.2024

    „Wir haben den Beruf zum Brückenbauen“

    „Wir haben den Beruf zum Brückenbauen! Deshalb lasst uns in der Gemeinschaft der weltweiten Kirche unserem pfingstlichen Auftrag nachkommen! Lasst uns Brücken bauen, die die Menschen zusammenführen.“ So appelliert Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in seiner Pfingstbotschaft.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.05.2024

    Samuel Holzhäuer wird Schuldekan in Ravensburg

    Samuel Holzhäuer wird Schuldekan des Kirchenbezirks Ravensburg. Ihm ist wichtig, „dass in einer Zeit zunehmender Krisen und Orientierungslosigkeit die hoffnungsvolle Botschaft des Evangeliums lebensnah und kreativ in die Lebenswelt von jungen Menschen gesprochen wird“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.05.2024

    Partnerschaft mit georgischer Kirche

    Aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen der württembergischen Landeskirche und der evangelisch-lutherischen Kirche in Georgien reiste im April eine kleine Delegation nach Georgien. Darüber berichtet hier Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.05.2024

    Kirchen im Land rufen zur Wahl auf

    Die vier großen Kirchen in Baden-Württemberg rufen in ihrem gemeinsamen Pfingstwort alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und für Demokratie und Menschenrechte zu stimmen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.05.2024

    Konfirmationspredigt: „Ihr seid nicht die letzte Generation“

    Pfarrerin Sara Stäbler spricht in ihrer Konfirmationspredigt über die Studie „Jugend in Deutschland 2024“, der darin bescheinigten deprimierten Stimmung, warum sie ihre Konfirmanden trotzdem für Hoffnungsträger hält und welche Rolle der Glaube dabei spielt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 14.05.2024

    Landesmissionsfest in Heidenheim

    Am 15. und 16. Juni findet das Landesmissionsfest unter der Überschrift „Grenzenlos. United by mission“ in Heidenheim statt. Hier finden Sie einen Überblick über das Programm. Es startet mit einem Missions-Jungschartag sowie einem Kindererlebnistag.

    Mehr erfahren
  • Datum: 14.05.2024

    Tag der weltweiten Kirche 2024

    Die württembergische Landeskirche und der Internationale Konvent christlicher Gemeinden in Württemberg laden für Pfingstmontag zum Tag der weltweiten Kirche nach Stuttgart ein. Motto des Tages: "Brücken statt Mauern". Hier finden Sie alle Informationen zum Programm.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.05.2024

    Kirchengemeinden und -bezirke auf Social Media

    Wie kann Kirche dort sein, wo die Menschen sind, und welche Inhalte machen auf welchem Kanal und in welcher Form Sinn? Jonas Dietz, Referent für Neue Medien im Kirchenbezirk Waiblingen, gibt Social Media Tipps für Gemeinden und Bezirke.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.05.2024

    Hilfe für Flutopfer in Südbrasilien

    Die Menschen im Süden Brasiliens kämpfen seit Tagen mit Hochwasser in Folge der außergewöhnlich starken Regenfälle. Das Gustav-Adolf-Werk (GAW) hilft der Evangelische Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (ELKBB), die Not zu lindern. Auch Sie können helfen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Herz und Herz - Der Song zum Innovationstag

    „Herz und Herz vereint zusammen" - die Band „Weida & Mohns“ hat für den Innovationstag der Landeskirche Zinzendorfs Kirchenliedklassiker neu arrangiert. Für Gemeindebands bieten sie Noten, Arrangements und Materialien zur Nutzung in Gemeinden an.

    Mehr erfahren
Mehr laden